Ein grauer Winternachmittag. Kaffeeduft. Leise fügen sich kleine Motive am Flügel im Kölner Studio des Jazzproduzenten aneinander. „Was ist das, was Du da spielst?“ Die Tonfolgen entwickeln sich langsam zu einem Rausch der Klänge. Es wird ein Abend und eine Nacht intuitiver Musik daraus, mit Anleihen bei Schönberg und Jarrett, Debussy und Mehldau. „Das müssen wir aufnehmen.“
Marc Gordon (geb. 1964, New York) begann früh mit dem Klavierspiel, erhielt Kirchenorgelunterricht und arbeitete als freier Kirchenmusiker. Zu seinen Lehrern gehörte die Konzertpianistin Emilie Betz. Sein musikalischer Mentor ist der Jazzkomponist und Pianist Johannes Schenk. Marc Gordon besitzt den historischen Steinway-Flügel des Komponisten Samuel Barber.
Marc Gordons rein intuitives Klavierspiel verbindet Neue Musik, die Klassik und Modern Jazz. Er fügt ungewohnte Harmoniefolgen, feine Melodien und furiose Energieentladung zu einer ganz eigenen musikalischen Form achtsam zusammen. Durchweg absichtsvoll, frei und völlig spontan improvisiert: Ein musikalischer Trapezakt, der tonale Welten verblüffend kombiniert. Seine über Jahrzehnte entwickelte sensible, pianistische Klangkultur lässt aufhorchen: In der überlangsamen Meditation weniger Töne bis hin zum perlenden Songgeflecht bildet „a tonal journey“ eine poetische Reise der großen Gefühle ab, der man gerne auch mit geschlossenen Augen folgt.
Aus dem Moment, für den Moment. Der Kölner Pianist Marc Gordon improvisiert sich in die Herzen. Das Debütalbum „A tonal journey“ des aus New York stammenden Pianisten Marc Gordon ist eine mutige Angelegenheit: Es ist nämlich vom ersten bis zum letzten Ton improvisiert. Dabei nutzt der, ursprünglich im klassischen Klavier- und Kirchenorgelspiel ausgebildete, Wahlkölner keinerlei Vorlagen, keine Standards, keine bekannten Formen. Er verlässt sich auf sein Gefühl und seine Intuition. Das Ergebnis: Frische, unverbrauchte Harmonie- und Tonfolgen, tiefe, meditative Momente zuhauf und eine nicht enden wollende Zahl wunderbarer Melodien. Tonpoesie jenseits der Stile: „Ich fliege da weit unterm Jazzradar“, meint Marc Gordon im Kölner Loft Studio und ergänzt: „Ich kümmere mich wirklich nicht um das Althergebrachte. Davon gibt es in der Musikszene ja nun genug.“ Tatsächlich hört man immer wieder Elemente Neuer Musik, auch der Spätromantiker und sogar der Minimalisten in einer mutigen Melange mit jazzigen Elementen und Anleihen aus der Popmusik. Dabei klingen die Improvisationen wie „Jones Beach“, „Vanished“ oder „She ́s the best“ nie beliebig oder zufällig. Alle Stücke des Albums wirken absichtsvoll und musikalisch zielgerichtet. Es werden Geschichten erzählt, Gedanken zu einer spontan-stimmigen Partitur verwoben. Was heißt schon „tonal“? Beim Albumtitel „A tonal journey“ spielt der Improvisationskünstler mit den Begriffen atonaler und tonaler Musik, die er aber nicht als Gegensätze sieht. „Jeder Klang ist erlaubt. Es gibt keine künstlichen Limits. Es geht immer um die Konsistenz, die Tiefe, das Bleibende und Schöne in der Musik.“ Davon hat Marc Gordon am Steinway Konzertflügel im renommierten Kölner Loft Studio nun virtuos Zeugnis abgelegt. Die CD ist bei „The Independent Artists“, einem Kölner Jazzlabel, erschienen und kostet 12,00 Euro.